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Was macht Familienmahlzeiten so besonders?
Kinder, die häufig gemeinsam mit ihrer Familie essen, haben einen geringeren Body Mass Index (BMI, Körpermassenindex) und ernähren sich insgesamt gesünder. Die Frage, was Familienmahlzeiten für die kindliche Ernährung so besonders macht, konnte bislang allerdings nur ungenügend beantwortet werden. Mehr Aufschluss bietet eine kürzlich publizierte Metaanalyse des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin.Für ihre Studie suchten Dr. Mattea Dallacker und ihre Kollegen nach wissenschaftlichen Veröffentlichungen, in denen der Zusammenhang zwischen Komponenten von Familienmahlzeiten und der Ernährungsgesundheit von Kindern beschrieben wurde. Als Marker für die Ernährungsgesundheit verwendeten sie den BMI der Kinder, ein indirektes Maß für Körperfett und Übergewicht, sowie die Ernährungsqualität, die anhand der täglich verzehrten Portionen von gesunden und ungesunden Lebensmitteln gemessen wurde. Insgesamt 50 Studien mit 49.137 Probanden erfüllten die Einschlusskriterien und wurden im Rahmen der Metaanalyse gemeinsam ausgewertet.
Dallacker und ihre Kollegen identifizierten sechs Komponenten von Familienmahlzeiten, die mit einer besseren Ernährungsgesundheit von Kindern korrelieren. Hierzu zählen:
• die Atmosphäre bei der Mahlzeit,
• die Verwendung gesunder Lebensmittel,
• das Einbeziehen der Kinder bei der Zubereitung der Mahlzeiten,
• ein gesundes Ernährungsverhalten der Eltern (Vorbildfunktion),
• die Dauer der Mahlzeit und
• der Verzicht aufs Fernsehen während der Mahlzeit.
„Wie eine Familie gemeinsam isst, ist genauso wichtig oder sogar wichtiger als die Häufigkeit der gemeinsamen Mahlzeiten“, erläutert Prof. Ralph Hertwig, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. „Familienmahlzeiten führen nicht per se zu einem besseren Essverhalten. Soziale, psychologische und Verhaltensaspekte spielen eine wichtige Rolle“, beschreibt Dallacker. Interessanterweise hatten weder das Alter der Kinder noch der soziale und ökonomische Hintergrund Einfluss auf die Ergebnisse. Auch die spezifische Familienkonstellation, in diesem Fall, ob das Kind beispielsweise mit einem oder beiden Elternteilen seine Mahlzeiten verzehrte, hatte keinen Einfluss auf die Ergebnisse.
Die Ergebnisse dieser Studie könnten Eltern und anderen Erziehungsberechtigten als Orientierung dienen, wie sie die Ernährungsgesundheit ihrer Kinder fördern können. Die Autoren sehen eine Möglichkeit, durch regelmäßige Familienmahlzeiten einer Adipositas (krankhaftes Übergewicht, Fettleibigkeit) vorzubeugen. „Um Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen, sind vielfältigste Maßnahmen notwendig“, erläutert die an der Studie ebenfalls beteiligte Prof. Jutta Mata von der Universität Mannheim. „Familienmahlzeiten sind eine Möglichkeit. Sie bieten die Chance, auf kindliche Essgewohnheiten unmittelbar und frühzeitig einzuwirken.“
Die Wissenschaftler wünschen sich eine Überprüfung ihrer Ergebnisse durch randomisiert-kontrollierte Studien. Zukünftige Studien sollten außerdem untersuchen, welchen Einfluss die Nutzung von Smartphone oder Tablet auf die Gestaltung von Familienmahlzeiten hat, und ob die Komponenten von Familienmahlzeiten, die die Ernährungsgesundheit von Kindern beeinflussen, auch für Mahlzeiten in anderen sozialen Kontexten, wie etwa das Schulessen, gelten.
Dr. oec. troph. Christina Bächle, 05.12.2019